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JAZZ ZUM RELAXEN MIT WOLFGANG MITSCHKEEin Gespräch zwischen Archi W.Bechlenberg und Wolfgang MitschkeEin warmer Spätsommertag in Köln auf der
Terrasse des "Spitz". Ich teile mit der Cigarrenschere eine
Toscano Antico und reiche die eine Hälfte meinem Gegenüber. Der
richtige Beginn für ein gutes Gespräch...
Ich war verabredet mit dem Bonner und Berliner Musiker Wolfgang
Mitschke, der nach seinen ersten beiden CDs JOURNEY TO SYDNEY und
SUNDANCE gerade an seinem dritten Soloalbum arbeitet. Angeregt durch die
Toscano und das angenehme Wetter entstand folgendes Gespräch. Wolfgang, deine beiden Alben erinnern in der Instrumentierung stark an die 80er, während der größere Teil der Stücke Jazzstandards aus den 40er und 50er Jahren ist. Wie kam diese Mischung zu Stande? Viele Jazz-Standards des "Great American Song Book" enthalten Melodien, die von Jahrhundertbegabungen wie beispielsweise Cole Porter komponiert wurden und zeitlos schön sind. Ich habe versucht, manchen dieser melodiösen Jazz-Standards durch Einsatz von diversen Latin-Rhythmen ein "modernes" Gesicht zu geben, so z.B. bei dem Titel "Night and day" auf der CD JOURNEY TO SYDNEY. Meine persönliche Note der Interpretation wird darüberhinaus besonders deutlich bei dem Titel "If I should lose you", den ich als flotten Fusion-Titel eingespielt habe. Welche Zielgruppe sprichst du an mit deiner Musik? Für mich ist es eine angenehme Hintergrundmusik, zum Beispiel für Cocktailbars. Der Ausgangspunkt für mich war, Musik zu machen, die zum Relaxen einlädt. Das gilt sowohl für meine Debut-CD "JOURNEY TO SYDNEY", alsauch für mein aktuelles Album SUNDANCE. Viele Leute haben insbesondere im Beruf wirklich genug Stress, und diesen Stress wollen sie nicht auch noch abends beim Musikhören fortsetzen. Also bieten meine CDs auch Musik für Cocktailbars, obwohl ich finde, das die Bezeichnung "Hintergrundmusik" den tatsächlichen Gegebenheiten nicht gerecht wird. Nach vielen sehr positiven Rückmeldungen, die mich seit Erscheinenen meiner ersten CD JOURNEY TO SYDNEY Anfang 1999 erreicht haben, scheint meine Musik erfreulicherweise auch intensivem Zuhören standzuhalten. Wie bist du eigentlich zur Musik und insbesondere zum Jazz gekommen? Ich mache seit meinem 10.Lebensjahr Musik. Mit 17 Jahren hörte ich den amerikanischen Organisten Jimmy Smith im Radio mit einem unglaublich gut swingenden Jazz-Titel und ich begriif, dass Jazz weniger ein Stil als vielmehr ein Gefühl ist. Jazz hat was mit groove und feeling zu tun - Dinge, die man entweder gar nicht oder nur bedingt lernen kann. Das fasziniert mich immer wieder neu. Beim Jazz-Spielen, z.B. wenn man eine gute CD-Aufnahme gemacht hat, fühlt man sich einfach gut. Und das schönste ist: Je besser Du spielst, desto besser fühlst Du dich! Wer sind deine musikalischen Vorbilder? Am Schlagzeug sind es Musiker wie beispielsweise Victor Lewis, Billy Hart, Tony Williams, Jack DeJohnette, Dennis Chambers. An den Tasteneinstrumenten sind es Musiker wie Keith Jarrett, Kenny Barron, Joe Sample, Oscar Peterson, Bill Sharpe(SHAKATAK), Tom Schumann (SPYRO GYRA). Auf deinen Alben sind neben den Standards auch Eigenkompositionen zu hören - kannst du zu diesen Stücken etwas erzählen? "Sundance", der Covertitel meines aktuellen Albums SUNDANCE, soll ein wenig an die "elektrische" Phase Herbie Hancocks in den 70er und 80er Jahren erinnern. In diesen Zeiten hat Herbie Hancock sehr viel mit dem Fender- Rhodes-E-Piano experimentiert. Ich liebe den weichen Sound des Fender-Rhodes- Pianos sehr. Es ist ein rein elektronisches Instrument hat sich nach der Miles-Davis- Einspielung "Bitches Brew" 1970 im Jazz endgültig durchgesetzt. "Sundance" ist ein nicht funktionsharmonisch, sondern "modal" gespielter Titel, es gibt also keine "Changes" wie bei den klasischen Jazz-Standards. Und dann ist da auf meinem aktuellen Album SUNDANCE noch der "Song for Anja", eine malerisch-verträumte Keyboardmelodie, die beim weiblichen Jazz-Publikum besonderen Anklang gefunden hat. Auch bei diesem Stück spielt die oben schon erwähnte Komponente des Relaxens eine besondere Rolle. Du hast auf beiden Alben alle Instrumente selber gespielt - wie kann man sich als Laie eine solche Produktion vorstellen? Und welches ist eigentlich dein Hauptinstrument? Zunächst einmal braucht man ein sehr gutes Keyboard mit einem sog. 16-Spur- Sequenzer. In einem ersten Schritt habe ich mit Hilfe dieses Sequenzers die Bass- und Schlagzeug-Begleitung eingespielt bzw. aufgenommen. In einem zweiten Schritt habe ich dann die Piano- bzw. E-Piano-Lines "realtime" darübergespielt und ebenfalls aufgenommen. "Realtime" bedeutet dabei, dass Piano und E-Piano wie bei einer Live-Performance ohne Studio-Tricks wie schneiden, Punch-in, Punch-out oder ähnliches eingespielt wurden. Dank des hohen Stands des Samplings von Tasten- und Schlaginstrumenten ist das klangliche Gesamtergebnis verblüffend und der Unterschied zu einer Band mit mehreren Musikern kaum mehr auszumachen. Trotzdem haben viele Jazzmusiker noch Berühungsängste hinsichtlich dieser neuen technischen Möglichkeiten. Obwohl ich von Hause aus Schlagzeuger bin, stand bei den bisherigen Keyboard-CD-Produktionen natürlich mein Keyboardspiel im Vordergrund. Nachdem wir über deine Musik gesprochen haben, wer ist eigentlich Wolfgang Mitschke? Kannst du uns ein wenig über dich erzählen? Ich habe mich seit meiner Kindheit für Jazz-Musik interessiert. Am Schlagzeug hatte ich Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre professionellen Unterricht an der Musikhochschule Saarbrücken - allerdings in Form von Privatunterricht, ich war nicht offziell an der Hochschule eingeschrieben. An den Tasteninstrumenten hatte ich länger diversen Einzelunterricht, allerdings war der nicht so intensiv wie der Schlagzeugunterricht, weshalb ich mich hier eher als Autodidakt bezeichnen würde. Und ich habe auch mal Jura studiert und dieses Studium erfolgreich mit der grossen juristischen Staatsprüfung abgeschlossen. So ein juristisches Studium ist übrigens in Ergänzung zu einer musikalischen Tätigkeit gar nicht so schlecht. Es ist ja heute alles kompliziert geworden mit Politik, Wirtschaft und Finanzen. Dank meines Jurastudiums weiß ich da ganz gut Bescheid. Ernährt die Musik ihren Mann? Oder was machst du nebenher noch? Ich nehme das jetzt mal wörtlich: Für Essen, Trinken, Autofahren und abends Ausgehen reicht es immer. Ansonsten kann es schon mal schwierig werden, weil immer mehr Plattenfirmen ihre Jazzabteilungen dicht machen und kaum Musik gefragt ist, die wie der Jazz ein höheres Niveau an Konsum erfordert. Das meiste, was als Musik im Radio läuft, ist Nonsens, absoluter Nonsens, und es ist ganz weit weg vom Jazz. Auch sind die Absatzzahlen für Jazz-CDs momentan absolut im Keller. ja, das ist leidlich bekannt und sehr zu bedauern. Wo und wann kann man dich live sehen und hören? Oder gibt es da derzeit keine konkreten Termine? Ich werde im Spätherbst/Winter 2002 wieder mal live in der Bonner Bundes- kunsthalle und in Berlin zu hören sein. Im Augenblick sieht es allerdings mit Live-Terminen schlecht aus, weil ich zeitlich voll mit der Einspielung und Produktion meiner dritten CD beschäftigt bin. Kannst du uns schon etwas über dein drittes Album verraten? Wird es wieder ein Soloprojekt werden? Für das neue Album, bei dem der Schwerpunkt auf Latin-Jazz liegen wird, ist schon fast alles eingespielt. Es wird weitgehend, aber wohl nicht ausschließlich ein Soloprojekt sein. Ich werde dort auch wieder die eine oder andere Eigenkomposition einbauen. Wann wird das neue Album erscheinen, und steht schon ein Titel fest? Das Album wird im März 2003 erscheinen. Der Titel wird voraussichtlich "Samba in New York" heißen. Wolfgang, du hast die Toscano tapfer zu Ende geraucht, auch wenn es sich dabei um eine besonders starke Cigarre handelt - hast du auch ansonsten ein positves Verhältnis dieser Art des Rauches gegenüber? Ja, die Toscano ist in der Tat sehr stark, aber angenehm im Geschmack. Wenn ich mich beispielsweise im Jazzclub "Melody" in Köln-Lindenthal zu einer Live-Jazz-Session einfinde, rauche ich vor Beginn des Auftritts öfter mal eine Cigarre. Offenbar ist es bei mir genau umgekehrt wie bei Trompeter Till Brönner, von dem zu lesen war, dass er nach dem Auftritt gerne mal eine Cigarre raucht. Ich möchte abschließend sagen, dass man zu deiner Musik sehr gut entspannen und eine Cigarre genießen kann und danke dir für das Gespräch. VERLOSUNG:Die Zigarrenwelt verlost vier von Wolfgang Mitschke handsignierte Exemplare der aktuellen CD SUNDANCE. Es gilt, folgende Frage zu beantworten:Wie heißt der Song auf dem aktuellen Album von Wolfgang Mitschke, der beim weiblichen Publikum am besten angekommen ist? Die richtige Antwort bis zum 4.Oktober 2002 an uns mailen. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner per Los ermittelt. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
Wolfgang Mitschke's Alben kann man direkt bei http://www.tmk-musikvertrieb.de (E-Mail: musikvertrieb@tmk-musikvertrieb.de) oder auch im Internet-Shop auf seiner Website, auf der es jede Menge Hörproben gibt, bestellen. Seine Website findet man hier: http://www.wolfgang-mitschke.com Veröffentlicht mit Genehmigung des Autors Wolfgang Mitschke - the performance at JazzRadio BERLIN |